Internationaler „Comic & Manga“ Schulwettbewerb 2021: Kategorie „Storyboard“ – Skript 2 (Bereitgestellt von: Shueisha)

◆ Auftretende Charaktere und ihre Beziehungen zueinander

  • Makito: Junge, Oberschule (10. Klasse). Seit dem Kindertagen mit Kazusa befreundet. Beide sind auf derselben Schule.
  • Kazusa: Junge, mutig, hilfsbereit, bei allen beliebt. Schon sehr zeitig fühlt sich Kleidung für Jungs für ihn falsch an; seit der Mittelschule lässt er seine Haare lang wachsen. Als er in die Oberschule wechselt, kommt er plötzlich in Mädchenkleidung zur Einweihungszeremonie.

◆ Inhalt

(Makitos Sichtweise) Mit der Oberschule ändern manche Schüler ihr Verhalten. Die Haare werden gefärbt, die Ohren gepierct, es wird geraucht - manche ändern ihr gesamtes Image. Ich habe das nicht gemacht, verstehe aber das Gefühl. Ich hätte jedoch nie gedacht, dass mein langjähriger Kumpel, Kazusa, in Mädchenkleidung zur Schule kommen würde. Als Kazusa im Blazer und kariertem Rock als Stellvertreter der neuen Schüler in der Oberschule auf die Bühne tritt, begann sich eine Unruhe durch die Aula breit zu machen, als er seine Rede vorlas. Kein Wunder, denn wenn man nur das glänzend lange Haar, die glatte Haut, einfach das ganze, gepflegte Aussehen betrachtet, könnte man Kazusa ganz leicht für ein Model für Frauenkleidung halten. Nachdem Kazusa das Manuskript mit seiner tiefen Stimme fertig gelesen hatte, verbeugte er sich tief und verließ die Bühne. Kazusa ging gemächlich durch das Rauschen, das ihn umgab, wie ein leichter Regenschauer. Als er meine Fassungslosigkeit bemerkte, lächelte er mir verschmitzt zu und winkte mir leicht.

Nach der Schule.

Ich rief nach Kazusa, der das Schultor allein mit einer Tasche unterm Arm verließ.

„Kazusa!“
 Kazusa drehte sich um, sah mich an und blieb stehen.
„Hey! Makito. Was gibt‘s?“
 Wir begannen zu reden, während wir nebeneinander her gingen.
„Duuu, kann ich dir ‘ne blöde Frage stellen?“
„Nope! Musste ich mir seit heute Morgen schon tausend Mal anhören. Wie wäre es stattdessen mit einer interessanten Frage?“
„... Änderst du dein Outfit jetzt täglich? Morgen in Jungsklamotten und übermorgen mit Seidenhut und Umhang?“
„Pffff“
 Gab Kazusa mit leicht erhobener Stimme von sich.
„Was soll das, ‚Seidenhut und Umhang‘? Okay, weil du es bist, antworte ich darauf. Nein, mein Kleidungsstil wird sich nicht jeden Tag ändern! Ich werde weiter so zur Schule kommen.“
„Bis jetzt hast du immer Jungsklamotten getragen. Warum plötzlich ... das?“
„Das, was als normal von mir erwartet wird, passt einfach nicht zu mir. Ich bin jetzt an dem Punkt, an dem ich aufhöre, mich selbst zu belügen.“
„Wie, belügen?“
„Schon lange habe ich das Gefühl, nicht wirklich ich selbst zu sein, wenn ich Jungsklamotten trage. Es ist, als muss ich die Rolle eines Jungen spielen. ... Naja, und in den Sommerferien hatten wir uns doch zum Spaß als Mädchen verkleidet. "
„Ach du meinst, wo es darum ging, wer von uns allen als ehestes als Mädchen durchgeht? Uns war allen klar, dass du haushoch gewinnen wirst.“
„Und du warst mit an letzter Stelle. Du warst echt der Knaller! Schau ich hab‘s hier!“ (Auf dem Handy/Smartphone)
„Ey, komm! Genug davon. Ich hab mir da echt viel Mühe gegeben. Mach dich nicht lustig über mich!“
„Hehe... Jedenfalls war das der Auslöser. Dort dachte ich: ‚Mensch, das ist mein wahres Ich!‘ Danach fing ich an, Frauenkleider online zu kaufen und sie in meinem Zimmer zu tragen. Schließlich verließ ich das Haus und seitdem ist das so.“
„Aber meinst du denn, dass das mit deinen Eltern und der Schule klar geht?“
„Als klar war, dass ich in die nächste Klasse versetzt werde, hab ich meinen Eltern gesagt, dass ich in Mädchenkleidung zur Schule gehen werde.“
„Krass! Respekt!“
„Ja, da brauchte ich echt Mut für! Aber wie man sich selbst versteht, ist wichtiger, als das, was andere von einem halten! Deshalb hab ich ganz offen mit ihnen darüber gesprochen. Also, dass ich Mädchenkleidung auch außer Haus tragen werde. "
„Wie haben sie reagiert?“
„Nun, leicht haben sie es nicht aufgenommen. Aber mein Leben gehört mir und nicht meinem Vater oder meiner Mutter. Ich hab gesagt, dass ich die Schule abbrechen, von Zuhause fortgehen und alleine leben würde, wenn sie dies nicht akzeptieren könnten. Meine Eltern haben meine Situation verstanden und das sogar für mich mit der Schule geklärt. Deshalb sehe ich da kein Problem.“
  Ich atmete ungewollt tief aus, als Kazusa das so nüchtern erzählte.
„Mensch, du bist echt...erstaunlich...“
„So erstaunlich ist es nicht... Wie ich schon sagte, ich bin jetzt an dem Punkt, an dem ich mich nicht mehr selbst belüge. Ich kleide mich so, wie ich will! Wenn ich also mit Seidenhut und Umhang zur Schule kommen wöllte, würde ich das tun.“

Kazusa lachte. Ein leichter Windstoß bließ durch sein schönes Haar.

(Quelle: Aus „Bokura no shiranai ao“ von RIKIMARU in der Chat-Roman-App „TanZak“.)