Internationaler „Comic & Manga“ Schulwettbewerb 2022: Kategorie „Storyboard“ – Skript 1 (Bereitgestellt von: pixiv)

■ Thema „Reise“

◆ Auftretende Charaktere und ihre Beziehungen zueinander

  • - Magier*in
    (Hinweis: Das Geschlecht des Magiers ist nicht spezifiziert, aber aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird hier die männliche Form verwendet.)
    Ein unsterblicher Magier. Der Preis für die Unsterblichkeit ist, dass jegliche Flüssigkeit wie Blut und Tränen, die aus seinem Körper austritt, sich in Juwelen verwandeln. Aus Angst, dass andere dies für böse Zwecke nutzen, hat er sich selbst von seiner Familie abgewandt, ist seit 150 Jahren äußerst wachsam und hat kaum Kontakt zur Außenwelt. Sein Alltag ist trostlos und er ist es leid, dass seine magische Forschung über die Vernichtung des Preises, der Einsamkeit schafft, Angst macht und die hässlichen Begierden anderer weckt, keine Fortschritte macht.
  • - Junge
    Seine Eltern wollten ihn ins Ausland verkaufen, aber er konnte rechtzeitig weglaufen und irrt seitdem ziellos umher.
    Als er sieht, wie der Magier oft mit Juwelen zum Juwelier ein- und ausgeht, schleicht er sich zu des Magiers Anwesen, um ihn auszurauben.

◆ Schauplatz

In dieser Welt kann man ein Magier werden, indem man einen Preis bezahlt, der je nach Geburtsmonat variiert: Es gibt diejenigen, deren Körperteile sich in Bestien verwandeln, diejenigen, die sich in Feuer oder Eis verwandeln, und diejenigen, die ihrer Umgebung Schaden zufügen. Nicht selten sind sie Vorurteilen ausgesetzt oder werden diskriminiert. Die Zauberer, die Juwelen aus ihren Körpern erschaffen, werden oft entführt, eingesperrt und für böse Zwecke missbraucht, und nur wenige werden für den gleichen Preis wie der Protagonist zu Magiern.

◆ Inhalt

An jenem Tag war ich eingeschlafen.
Ich wusste nicht, wovon ich damals geträumt hatte, aber vermutlich von meiner Kindheit
Plötzlich spürte ich die Anwesenheit eines Menschen irgendwo um mein Haus. Ich aktivierte sofort mehr als zehn Zaubersprüche und erschien direkt vor dem Eindringling, um ihn entweder zu verjagen oder zu töten.

„Wer bist du? Was willst du hier?“

Damit hatte der Eindringling nicht gerechnet und drehte sich zu mir um. Da sah ich, dass es ein Junge war, der ein kleines Messer und einen kleinen Leinenbeutel in den Händen hielt.
- Nicht schon wieder!
Ich verspürte ein Gefühl der Schwermut. Selbst kleine Jungs versuchten, mir etwas anzutun und meine Juwelen zu stehlen. Ich war so traurig, so hasserfüllt, so wütend.
Doch dann sagte der Junge etwas, das ich nicht erwartet hatte.

„D... du hast etwas zum Essen, stimmt‘s? Ich sehe dich immer auf dem Markt, wo du viele Lebensmittel einkaufst.“

„Und wenn dem so wäre?“

„Äh...! Gib mir was!“

Der Junge umklammerte das kleine Messer mit beiden Händen und richtete es auf mich. Ich seufzte und ließ das Messer mit einer Fingerbewegung schmelzen.

„Ah, heiß! Was, was‘n passiert?"

Ich drückte meinen Zeigefinger auf den Hals des Jungen, der das Messer fallen gelassen hatte, und drohte ihm im Flüsterton.
„Ich weiß zwar nicht, was du beabsichtigst, aber es gibt gerade keinen Grund, dich weiterleben zu lassen.“

Meine Fingerspitze grub sich in die Haut des Jungen. Er fing an zu weinen und entschuldigte sich.

„Ahhh! Es tut mir leid, es tut mir leid!"

Ich kam zu Sinnen und zog meinen Zeigefinger von seinem Hals zurück. Der weinende Junge sackte zusammen und schluchzte. Was sollte ich bloß tun?
Ich konnte ihn nicht einfach so stehen lassen, also sagte ich:
„Geh rein. Ich werde dir etwas zu essen geben.“

Als ich ihn ins Haus winkte, stand der Junge auf. Er schluchzte immer noch.
Mein erster Besucher seit 150 Jahren saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und wartete darauf, dass ich etwas zum Essen brachte. Als ich ihm Brot und Gemüsesuppe anbot, nahm der Junge sie dankend entgegen und begann zu essen.

Ich fragte den Jungen, warum er Räuber geworden sei. Unter Tränen antwortete er:
„Meine Eltern haben mich verkauft. Bin weggelaufen, kurz bevor‘s ins Ausland gehen sollte. Ab da hab ich mich auf‘m Markt durchgeschlagen, aber jetzt gibt‘s gar kein Essen mehr. Deshalb.“

Ich wusste, dass der armselige Junge die Wahrheit sprach, denn der Zauber, den ich ihm heimlich auferlegt hatte, um Lügen zu erkennen, gab darauf keine Anzeichen.

„Hab dich immer aus‘m Juwelierladen kommen sehen, um Essen zu kaufen. Also bin ich dir gefolgt und hab diesen Ort gefunden.“

„Hast du daran gedacht, dass du dabei von mir angegriffen werden könntest?“

„Ich hatte halt echt Hunger!“

Wenn der Hunger ihn soweit getrieben hatte, wusste er also nicht, dass ich ein Magier bin, und auch nichts vom Preis dafür. Der Junge hatte mein Interesse geweckt.
Ich fragte ihn frei heraus:
„Ich erforsche hier Magie, aber ich bin des Forschens müde und möchte ein Jahr auf Reisen gehen. Wenn du mich begleitest, gebe ich dir Essen und Kleidung. Was sagst du dazu?“

So reisten der Junge und ich ein Jahr lang um die Welt.
In Ländern von Wüsten, Schneefeldern, Ozeanen und Schlossmauern, auf der ganzen Welt, trafen der Junge und ich alle möglichen Magier.
Es interessierte die anderen Magier, dass ich von einem Jungen begleitet wurde, der keine Magie besaß. Der Junge hingegen genoss es sehr, von so viel Magie umgeben zu sein. Dank dieser Tatsache waren meine Gespräche mit den Magiern sehr bereichernd.
Ich erklärte dem Jungen, dass jeder Magier einen Preis dafür zahlte, um zaubern zu können.

„Und welchen Preis hast du für deine Magie bezahlt?“ fragte er.

Ich zeigte ihm ein Juwel und erklärte, dass meine Zahlung darin bestand, dass ich Juwelen aus meinem Blut und meinen Tränen entstehen ließ.
Der Junge starrte voller Bewunderung das Juwel an.

„Fantastisch! Das ist kein Preis, sondern ein Geschenk. Es ist eine Kraft, die du von einer hohen Macht erhalten hast." Ich konnte den unschuldigen Worten des Jungen nicht widersprechen.
Konnte man das wirklich ein Geschenk nennen? Ich hatte bereits einen großen Preis dafür gezahlt; 150 Jahre lang litt ich nun schon.
Aber der Junge war von meinem Preis begeistert und lächelte mir unschuldig zu und riss mich so aus meinen Gedanken. Für den Jungen war mein Preis ein Segen und ich konnte dem nichts entgegensetzen.
Ich fragte mich, ob es falsch war, dass ich mir wünschte, den Preis für meine Magie loswerden zu wollen.

Ich fragte den Jungen nach seiner Meinung:
„Ich möchte diesen Preis loswerden. Hältst du das für einen Fehler?“

Der Junge dachte ein wenig darüber nach und sagte:
„Weiß nicht, aber deine Fähigkeit, Edelsteine zu erschaffen, ist wunderschön. Ich fände es traurig, diese Macht zu verlieren.“

Der Junge war von dem verzaubert, was er vor sich sah. Es wäre einfach gewesen, seine Ansichten damit abzutun.
Ich aber konnte mich in diese Denkweise nicht hineinversetzen.

Als ich zum ersten Mal nach einem Jahr nach Hause kam, packte ich all meine magischen Forschungsergebnisse, dazu, wie man seinen Preis für die Magie loswerden konnte, in eine kleine Kiste.

Das völlig leere Haus schien groß und geräumig. Dem Jungen, der mir geholfen hatte, war mit Sicherheit nicht bewusst, was er getan hatte.
Irgendwann würde ein Magier wie ich, der seinen gezahlten Preis verabscheut, hierher finden und dem vermachte ich diese kleine Kiste.
Ich beschloss, mit dem Jungen in eine Welt zu reisen, die ich noch nicht gesehen hatte.

Sicher würde irgendwann der Tag kommen, an dem ich diesen Preis als Segen betrachten könnte.

(Quelle: „hōseki to mahōtsukai“ (Juwelen und Magier), mit dem „Magic Master“-Preis ausgezeichnetes Werk in der Romankategorie „Magische Verträge und deren Preis“ des pixiv SUKI1 Oktoberprojekts / Tohro Hokoma)