Augen in Illustrationen und Comics richtig zeichnen

Augen richtig zeichnen

Die Augen sind das wichtigste Element, um verschiedene Gesichtsausdrücke darzustellen. Zeichne leicht verschiedene Formen und Perspektiven mit mehr Ausdruck!

Positionierung der Augen

 

Bei einem durchschnittlichen Erwachsenen liegen die Augen in der Mitte des Gesichts. Zieht man also eine senkrechte Linie durch das Gesicht, befinden sich die Pupillen genau auf halber Höhe.

Die Augen daher sind auch ein guter Maßstab, um die Gesichtsproportionen richtig zu erfassen: In der Frontalansicht beträgt der Abstand zwischen den beiden Augen und der Abstand zwischen Auge und Gesichtsrand jeweils genau ein Auge. Durch einen Pony oder Koteletten scheint dieser Abstand häufig kleiner.

 

Aber mach dir nicht zu viele Gedanken um die genauen Maße! Menschliche Gesichter sind nicht perfekt symmetrisch. Spiegele während des Zeichnens immer wieder dein Bild, bis beide Seiten für dich richtig aussehen.

Beachte auch, dass der Augapfel in der Profilansicht schräg geneigt ist.

 

 

Auch stilisierte Proportionen werden von realistischen Proportionen abgeleitet. Es sind also weiterhin dieselben Maßstäbe anwendbar, welche dann aber je nach Stil deformiert werden. Du solltest dir immer eine Struktur erschaffen, die du dir als 3D-Raum vorstellen kannst, auch wenn du die Augen z. B. größer haben willst. Dies ist die Grundvoraussetzung, um dreidimensional wirkende Augen aus verschiedenen Perspektiven richtig zu zeichnen.

 

 

Augen aus verschiedenen Perspektiven

 

Wenn du Augen aus einer anderen Perspektive zeichnest, dann achte darauf, dass du sie nicht auf einer geraden Linie zeichnest, da sie sonst sehr flach wirken. Der vordere Gesichtsbereich hat nämlich eine leichte Wölbung, durch die auch die Augen etwas schräg geneigt sind.

 

 

Wenn sich die Pupille bewegt, verändert sich auch die Augenform. Spiele mit verschiedenen Augenbewegungen, um ein dynamischeres Ergebnis zu bekommen! Beachte dabei auch, dass sich die Pupille auf einer Kugel bewegt, und nicht auf einer geraden Linie.

 

 

Insbesondere beim Zeichnen aus der Dreiviertelansicht ist es wichtig, sich die Kugelform vorzustellen, auf der sich die Pupillen bewegen, und dabei auch die Dicke der Augenlider zu berücksichtigen. Bei stilisierten Ansätzen werden zwar oft einige anatomische Details weggelassen, aber für ein dreidimensionales Ergebnis sollte die Grundform trotzdem wie bei einem realistischen Auge sein.

 

 

Wenn der Kopf in der Dreiviertelansicht abgewandt ist, ist im Extremfall nur das Ende der Augenbraue und möglicherweise die Wimpern sichtbar. Wenn er nicht ganz so stark abgewandt ist, sieht man, dass es keinen Abstand zwischen Auge und Nasenrücken gibt. Dies sind wichtige Details, um darzustellen in welche Richtung der Kopf zeigt.

 

 

Es ist einfacher, die Gesichtszüge richtig zu erfassen, wenn man sich eine Maske um die Augen herum vorstellt. Dadurch sieht man die Augen als ein Ganzes, wodurch man sie sich besser aus verschiedenen Winkeln vorstellen kann. Es hilft außerdem, die gewünschten Emotionen noch eindeutiger auszudrücken.

 

 

Augenbrauen sind ein sehr wirksames Mittel, um Emotionen darzustellen. Manchmal kann es helfen, mit der Augenbrauenform zu übertreiben, auch wenn das vom realistischen Ansatz abweicht. Indem die Augenbrauen nach unten zu den Augen gezogen werden, kann zum Beispiel ein strenger Ausdruck erzeugt werden. Dieser Effekt kann noch verstärkt werden, wenn dem Ausdruck eine entgegengesetzte Bewegung folgt oder vorangeht, und das ganze Gesicht verzogen wird.

 

 

Die Gesichtsmuskulatur ist dein bester Freund! Selbst wenn du sie nur ganz leicht andeutest, entsteht sofort ein viel stärkerer Ausdruck.

Schon ein leichtes Hervorheben des Ausdrucks durch das Zusammenziehen oder Verziehen der Gesichtsmuskeln macht den Unterschied zwischen einer leblosen Kopie eines Fotos und einer ausdrucksstarken Zeichnung aus.

 

Achte aber darauf, dass du um die Pupillen herum nicht zu viel Weiß zeigst, es sei denn du möchtest Überraschung, Entsetzen oder Angst darstellen. Wenn du nicht aufpasst, kann es nämlich auch schnell irre oder wahnsinnig wirken.

 

Augenformen

 

Es gibt eine große Vielfalt an verschiedenen Augenformen. Vermeide Symmetrie, damit es nicht statisch oder langweilig aussieht. Experimentiere mit verschiedenen Formen bei den Augen, Augenbrauen, Wimpern und Pupillen und probiere unterschiedliche Positionen für die Spitze des Augenlids aus. Betrachte die Augen und Augenbrauen dabei immer als ein zusammengehörendes Set.

Beachte, dass die Brauen bei Männern normalerweise näher am Auge liegen als bei Frauen und dass die Augen mit zunehmendem Alter einfallen und faltig werden.

 

 

Überlege dir genau, welche Elemente du wirklich brauchst! Für Animationen oder Stile, bei denen es mehr um die Bewegung geht, ist es meist besser, die Augen einfach zu halten. Illustrationen oder Nahaufnahmen erfordern dagegen oft mehr Details.

Ich selbst versuche es immer zu vermeiden, zu lange an den Augen zu arbeiten, damit ich den Rest des Körpers nicht vergesse. Bei einer gefühlsbetonten Zeichnung ist es aber gut, den Fokus auf die Augen zu legen.

 

 

Selbst wenn du in den Augenwinkeln keine durchgezogenen Linien willst, solltest du dir die Augen immer als geschlossene Form vorstellen. Dadurch ist es einfacher, das Volumen richtig anzudeuten oder die Augen aus verschiedenen Perspektiven zu zeichnen.

 

Details

 

Die Hornhaut ist ein transparentes, gewölbtes Scheibchen, das die Iris und die Pupille bedeckt. Versuche diese Wölbung beim Zeichnen der Pupille zu berücksichtigen, wenn du die Augen aus verschiedenen Perspektiven zeichnest.

Die Pupillen sind groß, wenn man in die Ferne schaut oder die Augen sich gerade an eine dunkle Umgebung gewöhnen. Umgekehrt sind sie klein, wenn es hell ist oder man etwas aus der Nähe betrachtet.

 

 

Die Farbgebung für die Augen hängt davon ab, wie die Lichtsituation ist und welchen Stil man haben möchte. Grundsätzlich kannst du nach den vier Schritten unten vorgehen. Wenn man den weißen Teil der Augen dunkler malt, wirken die Highlights noch strahlender.

 

 

Oftmals entstehen durch das Experimentieren mit verschiedenen Farbakzenten oder durch weichere/härtere Umrisse für die Iris interessante Ergebnisse.

 

Ich hoffe, dieses Tutorial war hilfreich.

 

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Zeichnen von Stoffen und ihrem Faltenwurf

Hand- und Fuß-Tutorial

 

Miyuli (freischaffende Illustratorin und Comiczeichnerin)

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