Vorteile des digitalen Manga-/Comiczeichnens

Wie unterscheidet sich die traditionelle von der digitalen Erstellung von Manga und Comics? Hier erklären wir alle Unterschiede, vom Storyboard über das Skizzieren und Tuschen bis hin zum Feinschliff mit Rastermustern und Effektlinien!

 

Sowohl bei der digitalen als auch bei der traditionellen Comic-Erstellung ist die übliche Vorgehensweise folgende:

 

Storyboard → Skizze → Tuschen → Farbfüllungen, Rastermustern, Effektlinien etc.

 

Der offensichtlichste Unterschied ist natürlich, dass bei dem einen auf Papier und beim anderen mit Computer gezeichnet wird.

Schauen wir uns jetzt an, was es noch für Unterschiede gibt!

 

 

Zeichenfeder

Normalerweise werden zum Manga- und Comiczeichnen Tintenfedern, wie z. B. die G-Pen-Feder, Tinte oder Fineliner verwendet. Genauso gibt es auch in fast jedem Zeichenprogramm Feder-Tools namens „G-Pen“, „Mapping Stift“ oder „Kabura“.

 

Der G-Pen reagiert relativ stark auf den angewandten Druck beim Zeichnen und eignet sich deshalb gut, um dickere Linien wie Umrisslinien zu zeichnen.

 

Der Mapping Stift hat eine deutlich feinere Spitze, was ihn perfekt zum Zeichnen von Haaren, Augen oder sonstigen detaillierten Linien macht. (Wenn man stärker aufdrückt, malt er aber auch dickere Linien.)

 

Mit der Kabura-Feder (auch „Saji“ oder „Tama“ genannt) können noch weichere Linien als mit dem G-Pen erzeugt werden.

 

Digitale Tools erzeugen dieselben Linien wie herkömmliche Zeichenfedern, aber je nach Software gibt es Unterschiede darin, wie präzise sie auf den angewandten Stiftdruck reagieren. Es lohnt sich also, die Zeichen-Tools vor dem Kauf der Software erstmal auszuprobieren, z. B. in einer Testversion.

 

Einer der Vorteile des digitalen Zeichnens ist, dass die Hände und das Papier nicht schmutzig werden. Man muss auch nicht warten bis die Tinte getrocknet ist und läuft keine Gefahr, versehentlich die Linien zu verschmieren. Darüber hinaus können falsch gezogene Linien ganz einfach und beliebig oft korrigiert werden.

 

 

 

Rastermuster

Bei der traditionellen Erstellung müssen Rasterfolien ständig nachgekauft werden, was auf Dauer ziemlich ins Geld gehen kann.

Im Gegensatz dazu hat man bei einem Zeichenprogramm unbegrenzten Zugriff auf alle nur erdenklichen Rastermuster.

 

 

Herkömmliche Rasterfolien müssen mit größter Sorgfalt im richtigen Winkel aufgeklebt, mit einem Schablonenmesser auf die richtige Größe zugeschnitten und schließlich durch Reiben richtig fixiert werden…Alles ziemlich zeitaufwendig! Digitale Rastermuster kann man dagegen mit nur einem Klick genau an der gewünschten Stelle einfügen.

 

Neben den vorinstallierten Rastermustern der Software gibt es auch diverse Online-Materialdatenbanken zum Erwerb von weiteren Rastermaterialien. Du kannst auch deine eigenen Rastermuster mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop erstellen!

 

 

Panels

Bei der traditionellen Erstellung sind spezielle Stifte mit gleichbleibender Linienbreite und Lineale erforderlich, um die Panels zu zeichnen. Wenn man die Breite der Panelumrisslinien variieren möchte, braucht man auch noch weitere Stifte mit einer anderen Dicke.

 

Beim digitalen Zeichnen kann die Linienbreite ganz einfach umgestellt werden. Die Erstellung der Panels ist zwar bei jedem Zeichenprogramm anders, aber wenn das Programm auf das Zeichnen von Comics und Manga spezialisiert ist, gibt es sogar spezielle Panel-Tools für eine wirklich einfache Panel-Aufteilung. Bei anderen Programmen, wie z. B. Photoshop, können die Vierecke für die Panels mit dem Figur-Tool erstellt werden.

 

 

Es gibt zwar auch Programme, die eine freie Anordnung von Panels ermöglichen, aber oft gibt es nur die Standard-Layouts, was auf Dauer vielleicht etwas monoton wirkt. Probiere am besten die Testversionen verschiedener Programme aus, um herauszufinden, welche Software deine Bedürfnisse erfüllen kann.

 

Für digitale Zeichenanfänger sind die Standard-Layoutvorlagen aber wirklich praktisch, da man ganz einfach professionelle Ergebnisse erhält!

 

 

Effektlinien

Effektlinien dienen dazu, den Blick des Betrachters anzuziehen. Bei spezieller Comic- und Manga-Software sind die Dicke und Größe dieser Linien frei anpassbar. Für einen effizienteren Arbeitsablauf empfiehlt es sich außerdem, immer direkt die passenden Farbmuster und Effektlinien zu den Rastermaterialien zu kaufen.

 

 

Sobald man den Dreh raus hat, kann man natürlich auch auf die herkömmliche Weise alle möglichen Effektlinien zeichnen. Aber genau wie beim Tuschen besteht hier die Gefahr, dass die Linien verschmieren. Darüber hinaus ist es äußerst schwer, Effektlinien zu korrigieren, wenn man sich einmal vermalt hat. Beim digitalen Zeichnen gibt es hingegen praktische Tools, mit denen du im Handumdrehen wunderschöne Effektlinien kreieren kannst!

 

 

Wichtiger Hinweis zum digitalen Zeichnen

Wenn man Comics oder Manga digital zeichnet, spart man sich eine ganze Menge Zeit und Arbeit: Nach dem Tuschen müssen die Bleistiftlinien nicht ausradiert werden und das Einfügen von Rastermustern und schwarzen Farbfüllungen ist mit nur einem Klick möglich. Genau aus diesem Grund sagen viele digitale Comiczeichner, dass sie nie wieder einen Comic traditionell erstellen wollen.

 

Aber einen Punkt solltest du beim digitalen Zeichnen unbedingt beachten: Das Speichern! Speicher deine Werke zwischendurch immer wieder ab, damit du, auch wenn dein Programm plötzlich hängt oder dein Computer unerwartet abstürzt, nicht wieder ganz von Vorne anfangen musst.

 

 

Achte auch darauf, dass du die Auflösung, Leinwandgröße und das Dateiformat deinem gewünschten Zweck entsprechend einstellst, bevor du mit dem Zeichnen beginnst.

 

Wenn du dein Werk veröffentlichen oder in den Druck geben willst, solltest du vorher außerdem prüfen, welche Größen und Dateiformate dein Verlag oder Druckgeschäft akzeptiert.

 

 

Schlusswort

Traditionell oder digital – beides hat seine eigenen Vor- und Nachteile! Selbst professionelle Comiczeichner haben da unterschiedliche Vorlieben. Viele mischen auch traditionelle und digitale Prozesse, und erstellen zum Beispiel bis zu den Tuschezeichnungen alles mit Hand, aber fügen danach die Rastermuster und den Feinschliff digital hinzu.

 

Am besten probierst du alles einmal selbst aus, bevor du entscheidest, welche der beiden Erstellungsmethoden oder welche Kombinationen davon dir am meisten liegen!

 

 

Werk: Nyle Inc.
Text: Wakako Ishida

Illustration: Saka