Modellierung von Formen, Farbwerte und Pinsel

Modellierung von Formen

Reuben Lara zeigt uns seine Herangehensweise beim Zeichnen und stellt uns seine Pinsel vor, die er benutzt. Er benutzt dazu CLIP STUDIO PAINT.

Hey Leute, ich bin Reuben Lara und heute möchte ich euch einen Denkansatz vorstellen, den ich sehr oft anwende, wenn ich ein Bild zeichne: Ich stelle mir vor, dass ich Formen aus einem Tonblock forme, beginnend mit den mittleren Farbtönen. Ihr werdet überrascht sein, wie schnell ein Bild entsteht, wenn man als Ausgangspunkt diese Herangehensweise nutzt. Am Ende werde ich auch meine Pinsel vorstellen, die ich benutzt habe.

 

Mein Zeichenprozess: Farbwerte ausarbeiten und Modellierung

 

Werfen wir zuerst einen Blick auf diese CLIP STUDIO-Datei von dem Bild, das ich gezeichnet habe. Ich habe es in vier Ebenen gespeichert, damit ihr einen Eindruck von meiner Vorgehensweise bekommt, die aus vier Phasen besteht.

 

 

In Phase 1 male ich immer die erste Farbschicht mit den Basisfarben.  Ich mache das unterhalb der Linien, damit ich mich nicht darauf konzentrieren muss, innerhalb der Linien zu bleiben, und frei und recht chaotisch vorgehen kann. Zusammen mit den Anfangsfarben füge ich auch schon meine grobe Vorstellung von Licht und Schatten hinzu. Die dunkelsten Schatten male ich noch nicht, aber man bekommt trotzdem ein Gefühl dafür, wie das Ausarbeiten und Modellieren bei diesem Bild vonstatten geht.

 

 

In Phase 2 füge ich alles, was ich in der ersten Phase gemacht habe, zu einer Basisebene zusammen und füge dann auf dieser Ebene weitere Farben hinzu. Ich gebe dem Bild hier etwas mehr Definition, aber es beruht immer alles noch auf den Grundfarben, die ich in Phase 1 nur großflächig aufgetragen habe.

 

 

Phase 3 hat nun schon ein bisschen mehr Farben. Ich verwende hier eine Korrekturebene und limitiere den Farbraum; eine Technik, die die Farbpalette, die von der Leinwand aufgenommen werden kann beim Malen einschränkt. Zu diesem Thema werde ich später noch ein eigenes Tutorial machen. Indem ich meine Farbpalette in dieser Phase einschränke, stelle ich sicher, dass ich es mit der Sättigung nicht übertreibe. In Phase 3 erhöhe ich außerdem auch den Farbton und die Sättigung und intensiviere die Farben bis zu einem Punkt, der mir gefällt. Selbst in diesem Zustand sehr geringer Sättigung können Sie sehen, dass die Farben harmonieren und ausgewogen sind. Wenn ich mein Farbspektrum frühzeitig einschränke, bekomme ich später meist ein schöneres Ergebnis.

 

 

 

In Phase 4 passe ich zwar auch die Farben etwas an, aber hauptsächlich füge ich dem Bild weitere kleine Details hinzu.  Das ist das, worauf ich mich hier am meisten konzentriere. Wenn man sein Bild als große Flächen mit großen Pinselstrichen betrachtet, erweckt das Hinzufügen der kleinen Details erst den Eindruck eines detaillierten Gemäldes.  Solche kleinen Details, wie zum Beispiel unten an den Fingern, gehen super schnell, wenn man eine solide, gut modellierte Form als Grundlage hat.

 

Als Nächstes möchte ich auf die Farbton-/Sättigungsebene eingehen. Ich erstelle für dieses Bild oben eine Farbton-/Sättigungsebene mit dem Namen „value“, unter der ich malen werde.

 

 

Es gibt einen bestimmten Punkt beim Zeichnen, an dem sichergestellt werden muss, dass die Werte passen, damit man später die Farben besser abschätzen kann. An diesem Punkt konzentriere ich mich nur auf den Farbton-/Sättigungswert. Ich achte darauf, dass ich mit der Pipette nur die Farben von der Ebene darunter aufnehme, und gehe dann zum Farbschieberegler, um die Helligkeit höher oder niedriger zu stellen. Im Grunde setze ich also meine ganze lokale Farbpalette auf der Leinwand zurück. Ich möchte betonen, dass ich währenddessen nicht darüber nachdenke, wie ich diese Höhen und Tiefen in der nächsten Phase miteinander verblenden werde. Ich denke nur daran, wo ich diese Höhen und Tiefen platziere, als würde ich etwas aus Ton modellieren und die Hebungen und Senkungen formen. Indem man während des Illustrationsprozesses immer nur an eine Sache denkt, lässt sich die Entscheidungsfindung in einzelne Teilentscheidungen zerlegen, wie z. B. Farbton-/Sättigungswert, Farben und Modellierung. Wenn ich mich nur auf den Farbton-/Sättigungswert konzentriere, kann ich die Hebungen und Senkungen modellieren und sehen, wie diese Formen zusammenpassen, anstatt direkt die Farben aufzunehmen und davon ausgehen zu müssen, dass meine ersten Modellierungsversuche fehlerfrei sind.

 

Farbton/Helligkeit/Sättigung-Schieberegler (HLS)

 

Zum Aufhellen und Abdunkeln verwende ich statt dem HSV-Schieberegler den HLS-Schieberegler. Einer der Gründe, warum ich CLIP STUDIO PAINT so liebe, ist der HLS-Schieberegler. In Photoshop gibt es das nicht, und ich finde, dass sich der HLS-Helligkeitsalgorithmus wirklich gut zum Anpassen der Farbwerte eignet. Wenn ich fertig bin und die „value“-Ebene (Farbton-/Sättigungsebene) wieder entferne, bin ich jedesmal überrascht, wie schön mein Bild aussieht!

 

 

Hier ist nochmal ein direkter Vergleich der Modellierungsunterschiede zwischen Phase drei und vier.

 

 

Meine CLIP STUDIO PAINT Pinsel: Flacher Ölfarbenpinsel, Katzenzunge, Modellierungspinsel und Ölmixer

 

Abschließend möchte ich noch auf die Pinsel eingehen, die ich für dieses Bild verwendet habe. Ich versuche immer nicht zu viele Pinsel in einem Bild zu verwenden, weil das einfacher ist und ich genau weiß, wie jeder Pinsel malt.

 

 

Bei diesem Bild habe ich die Farben am Anfang mit dem CLIP STUDIO PAINT Standardpinsel „Ölfarbe flacher Pinsel“ aufgetragen.  Ich liebe diesen Pinsel, er ist direkt, gut kontrollierbar und ich weiß genau, was er tut.

 

 

Ich habe auch eine modifizierte Version von diesem flachen Ölfarbenpinsel, den ich „Katzenzunge“ genannt habe. Bei diesem laufen die Linien am Ende etwas spitzer zu, aber ansonsten ist es der gleiche Pinsel. Ich habe diesen für die später hinzugefügten Details verwendet.

 

 

Der Modellierungspinsel ist für Details gedacht, nicht für große Flächen. Seine ölige und weiche Beschaffenheit ermöglicht es, eine Basisfarbe zu nehmen und diese sanft aufzuhellen oder zu verdunkeln, oder sogar in einen anderen Farbton zu verwandeln.  Ich mag ihn, weil man damit in einer bestimmten Farbe modellieren kann, ohne dass sich die Form dabei zu extrem verändert. Die Farbe lässt sich gut aufbauen.

 

 

Der flache Ölfarbenpinsel verblendet zwar auch die Farben, aber er mischt sie eher auf eine direktere, aggressivere Weise als der Modellierungspinsel. Mit dem Modellierungspinsel kann ich die Farben langsam einbringen und gleichzeitig die malerische Gestaltung meines Werks beibehalten – mein größter Wunsch!

 

Meinen Ölmixer benutze ich häufig, nachdem ich sehr viele Farben hinzugefügt habe. Er trägt keine Farben auf, sondern verblendet sie nur. Dies kreiert den malerischen Effekt, den wir haben möchten. Mit diesem Pinsel modelliere ich die Formen basierend auf dem, was ich auf dem Foto sehe. Da ich mir dabei keine Sorgen über neu aufgetragene Farben machen muss, kann ich die Farbe einfach frei verblenden und den Prozess des Modellierens und Umformens genießen.

 

 

In dem Video-Tutorial „Sculpting Forms – Clip Studio Paint“ siehst du diese Pinsel in Aktion und mehr:

 

Über Reuben Lara

Reuben Lara ist ein traditionell ausgebildeter Künstler, der hauptsächlich CLIP STUDIO PAINT und Adobe Photoshop verwendet, und kostenlose Video-Tutorials für Anfänger und Fortgeschrittene anbietet.  Er gibt einen Überblick über grundlegende Tools, die sowohl bezahlbar als auch leicht zugänglich sind, und zeigt anerkannte Techniken und Methoden, die er seit über 20 Jahren in der Design- und Illustrationsbranche unter Beweis stellt. Sein Ziel ist es, Künstlern dabei zu helfen, digitales Zeichnen zu lernen, technische Hürden zu überwinden und Spaß beim Erstellen von Werken zu haben.