Perspektive für Anfänger: Wie kann ich Tiefe und Entfernung angemessen ausdrücken?

Mit diesen ersten Schritten lernst du, wie du Perspektiven richtig anwendest. Dabei erfährst du mehr über die Augenlinie und Fluchtpunkte, und kannst dein Wissen auf Comics und Illustrationen gezielter umsetzen.

Viele Künstler haben Schwierigkeiten die richtige Nutzung und Anwendung der Perspektive zu erlernen.

 

In diesem kurzen Artikel erkläre ich die Grundlagen für verschiedene Perspektiven.

Die einzelnen Punkte sind recht einfach zu verstehen.

 

Lerne die Grundlagen und beginne deine Reise zum Zeichenprofi!

 

 

Was bedeutet „Perspektive“ in Zeichnungen?

 

Perspektivisches Zeichnen verleiht flachen Bildern ein dreidimensionales Gefühl.

Um diesen Effekt zu erzielen, musst du nahe und weit entfernte Objekte mit den richtigen Größenverhältnissen zeichnen.

 

 

Linearperspektive

Die Linearperspektive ist die bekannteste Methode.

Man zeichnet Objekte, die mit zunehmender Entfernung kleiner werden, bis sie an einem bestimmten „Fluchtpunkt“ verschwinden. Dadurch entsteht ein Raumgefühl in deinem Werk

 

Linearperspektiven haben Fluchtpunkte, und alles andere basiert auf den Linien, die zu diesen Fluchtpunkten führen.

 

 

● Zentralperspektive

Diese Methode hat einen einzigen Fluchtpunkt, und alles führt zu diesem einen Punkt. Die Zentralperspektive ist die einfachste Form der Linearperspektiven und wird normalerweise für Räume und Korridore verwendet.

 

 

● 2-Punkt-Perspektive

Diese Methode hat zwei Fluchtpunkte.

Die 2-Punkt-Perspektive wird häufig zum Zeichnen für die Außenansicht von Gebäuden verwendet.

 

Ein Merkmal der 2-Punkt-Perspektive ist, dass alle vertikalen Linien senkrecht zum Horizont verlaufen.

 

 

● Vogel- bzw. Frosch-Perspektive

Hier gibt es jeweils drei Fluchtpunkte.

Durch Hinzufügen eines dritten Fluchtpunkts über oder unter dem Horizont/der Augenhöhe der 2-Punkt-Perspektivemethode können Sie die Kamera dazu bringen, ein Objekt von oben (=Vogelperspektive) oder unten (=Froschperspektive) zu betrachten.

 

Aus diesen beiden Winkeln betrachtend, entsteht eine Verzerrung der Höhe.

Die Vogel- bzw. Frosch-Perspektive wird zum Zeichnen einer solchen Verzerrung der Höhe verwendet.

 

 

Augenlinie

Der Ausdruck „Augenlinie“ wird dir häufig begegnen, wenn du etwas über Perspektive lernst.

 

In der Kunst steht die Augenlinie für die Augenhöhe.

Das ist wie bei der Fotografie, wo die Linie der Höhe der Kamera entspricht.

 

Durch das Festlegen der Augenlinie kannst du die Gesamtstruktur deines Werkes bestimmen.

Wenn du beispielsweise die Augenlinie deines Bildes auf dieselbe Augenhöhe wie deiner Figur setzt, erwirkst du eine Frontalansicht auf die Figur.

 

● Augenlinie und Horizont

Es ist immer gut, die Beziehung zwischen Augenlinie und Horizont im Kopf zu haben.

 

Um beim Beispiel der Kamera zu bleiben: Wenn die Kamera parallel zum Horizont aufgestellt ist, deckt sich die Augenlinie mit dem Horizont.

Durch das Anheben der Augenlinie wird auch die Position des Horizonts angehoben.

Durch das Absenken der Augenlinie wird auch die Position des Horizonts abgesenkt.

 

 

Worauf du beim perspektivischen Zeichnen achten solltest

 

 

● Fluchtpunkte sollten nicht zu nahe beieinander liegen

Wenn mehrere Fluchtpunkte vorhanden sind, wird die Darstellung zu stark verzerrt, wenn die Fluchtpunkte zu dicht beieinander liegen.

Deshalb merk dir, dass du immer einen angemessenen Abstand zwischen Fluchtpunkten lässt!

 

● Achte auf deine Augenlinie

Die Position der Augenlinie bei der Zentralperspektive und 2-Punkt-Perspektive sollte nicht zu hoch oder zu tief liegen.

 

Wenn du die Augenlinie bzw. den Horizont in einer Zentralperspektive hebst, sieht es so aus wie in der Abbildung oben.

Man sollte eigentlich auf die Box herunterblicken, aber es gibt zu viel Höhenverzerrung, um es natürlich wirken zu lassen.

 

 

Perspektive für Anfänger: Übungen

Lass uns unser neues Wissen anhand einer einfachen Box auf die Probe stellen.

Durch Zeichnen verbesserst du dein Verständnis für Perspektiven.

 

Hier werden wir die 2-Punkt-Perspektive verwenden:

 

 

1) Skizze erstellen

Zeichne als erstes eine Skizze von einer Box.

 

Das Zeichnen einer groben Skizze ist der beste Weg, um die Gesamtstruktur zu bestimmen.

Du solltest bereits darüber nachdenken, wo die Fluchtpunkte und der Horizont sein sollen.

 

 

2) Fluchtpunkte bestimmen

Zeichne die Fluchtpunkte, die Augenlinie und die Hilfslinien, ausgehend von den Fluchtpunkten, ein.

 

Verbessere nun die Linien der Skizze. Ein Fluchtpunkt ist der Punkt, an dem die verlängerte Hilfslinie auf die Augenlinie trifft.

Die Augenlinie verläuft parallel zum Bild und die beiden Fluchtpunkte liegen WEIT auseinander – nicht vergessen!

 

 

3) Linien zeichnen

Zeichne Linien von den Oberkanten der Box zu den Fluchtpunkten hin.

 

Zeichne bei der 2-Punkt-Perspektive vertikale Linien – immer senkrecht zur Augenlinie.

Verwende für gerade Linien ein Lineal.

 

 

4) Fertig!

Entferne alle unnötigen Linien und du bist fertig! Wenn du eine Box zeichnen kannst, kannst du diese Methode auch zum Zeichnen von Gebäuden anwenden.

Du kannst sie sogar verwenden, um eine grobe Skizze für die Umgebung von Figuren zu erstellen.

 

 

Aufteilung

Mit dem Einzeichnen einer diagonalen Linie kann ein Objekt perspektivisch in gleichgroße Teile geteilt werden.

Diese Aufteilung ist oft gut, um Objekte wie Fenster in Gebäuden zu zeichnen.

 

 

● Aufteilung in zwei gleich große Teile

Für die Zentralperspektive und 2-Punkt-Perspektive gilt: Zeichne an der Stelle, wo sich vertikale Linien kreuzen (Punkt A), einen senkrechten Strich, um ein Objekt gleich groß aufzuteilen. Bei einer Vogel- bzw. Frosch-Perspektive gilt: Verbinde den Fluchtpunkt, der deine Höhe bestimmt, mit dem Schnittpunkt der Diagonalen.

 

Wenn du das Objekt in zwei Teile teilen kannst, kannst du es mit derselben Methode auch in vier teilen.

 

 

● Einteilung in drei gleich große Teile

Du kannst eine weitere Linie hinzufügen, um das Objekt in drei Teile zu unterteilen.

Verbinde Punkt B und eine Ecke (Punkt C und Punkt C’) und verwende dann diese beiden Punkte, die die diagonale Linien (Punkt D und Punkt D’) kreuzen, um eine Linie zu zeichnen. Auf diese Weise wird das Objekt in drei gleiche Teile geteilt.

 

 

● Andere Aufteilungsmethoden

Zeichne eine Linie parallel zur Augenlinie, die durch Punkt E verläuft, und teile diese wie in der oberen Abbildung. Verwende den Punkt, an dem sie auf die Linie treffen, die durch Punkt F verläuft, um das Objekt zu teilen. Dies ist nützlich, wenn du ein Objekt in viele gleiche Teile teilen möchten.

 

 

Perspektive für Fortgeschrittene: Luft- und Farbperspektive

 

Die lineare Perspektive ist nicht die einzige Möglichkeit, Distanz zu zeigen.

Indem du Objekte, die näher zu dir sind, in dunkleren Farben zeichnest, kannst du auch mit der so genannten Luftperspektive Raumtiefe erwirken.

 

Wenn du dir weitläufige Landschaften anschaust (z.B. Berge, Gebäude in Städten), wirst du feststellen, dass sie verschwommener aussehen, je weiter sie entfernt sind. Sie erscheinen auch blasser und heller.

Das kannst du beim Zeichnen von weiter entfernten Objekten anwenden und somit räumliche Tiefe erzeugen.

 

Ebenso bietet sich die Farbperspektive an. Sie vermittelt Tiefe durch das Ändern von Farben, welche abhängig von der Entfernung.

 

Wenn du zwei Formen derselben Größe, aber eine in Rot und eine in Blau, nebeneinander stellst, wird dir die rote Form so vorkommen, als wäre sie im Vordergrund. Diesen Effekt verursachen warme Farben.

 

Diese Farbperspektive ist hilfreich bei der Überlegung der Gesamtstruktur und des Farbschemas für deine Illustration.

Wenn du beispielsweise etwas hervorheben möchtest, verwende Rot statt Blau.

 

Geschrieben von: Yusuke Yamanaka (山中ユウスケ)
Produziert von: Sideranch Inc.